Tiefbaumaßnahme zur Starkregenentlastung im Stadtzentrum
Tiefbaumaßnahme in der Badtor- und Marktstraße
Im Zuge der Planungen zum Rathausneubau wurden in dem betroffenen und im umliegenden Bereich auch das Kanalsystem auf seinen Zustand und das Starkregenmanagement auf seine Funktionalität überprüft. Dies betrifft neben dem Marktplatz auch die Badtor- und die Marktstraße, die teilweise in die Neugestaltung einbezogen werden.
Eine Analyse des Ingenieurbüros Winkler und Partner aus dem Jahr 2020 zeigte, dass bei einem Starkregenereignis, das alle 100 Jahre auftritt, eine Überflutungstiefe am Marktplatz von 0,60 m und am tiefsten Punkt der Badtorstraße von 0,90 Metern erreicht werden könnte, sodass die Gebäude in diesem Bereich stark hochwassergefährdet wären.
Überflutungsgefahr durch ungünstige Topografie
Grund für die Überflutungsgefahr in diesem Bereich ist vor allem eine ungünstige Topografie. Die bei einem Starkregenereignis anfallenden Oberflächenwässer im Bereich Marktplatz und Badtorstraße können bei einem Starkregenereignis nicht oberflächlich abgeleitet werden, da die Topografie in Richtung Süden zur Murrbrücke hin ansteigt und das Wasser wieder in Richtung Mühlweg zurücklaufen würde. Deshalb kann das Regenwasser nur über ein entsprechend groß dimensioniertes Rohrsystem in die Murr abgeleitet werden. Das vorhandene Rohrsystem in der Marktstraße, am Marktplatz und in der Badtorstraße kann das aufgrund zu kleinen Durchmessern der Rohre nicht leisten.
Umfangreiche Maßnahmen für mehr Sicherheit
Geplant ist deshalb, das Kanalsystem entsprechend hydraulisch zu vergrößern, um die im gefährdeten Bereich angesiedelten Gebäude und auch das neue Rathaus vor Überflutungen zu schützen. Im westlichen Abschnitt der Marktstraße wird außerdem ein zusätzlicher Kanal in Richtung Ludwigsburger Straße neu verlegt. Im Zuge dieser Baumaßnahme zum Schutz vor Überflutungen bei außergewöhnlichem Starkregen werden auch die notwendigen Kanal- und Trinkwasserleitungen für das neue Rathaus verlegt.
Eine vollkommene Sicherheit vor Überflutungsschäden an den Gebäuden der Anlieger ist mit der Tiefbaumaßnahme jedoch nicht gewährleistet. Die Anlieger haben dennoch bauliche Maßnahmen zu einer Eigenvorsorge bei einem extremen Regenfallereignis zum Schutz ihrer Gebäude zu treffen.
Weitere notwendige Arbeiten
Die aktuell unter der Asphaltdecke der Badtorstraße liegenden Trinkwasser- und Erdgasleitungen müssen nach Westen unter den Marktplatz verlegt werden, weil die neue, am Starkregenschutz ausgerichtete, größer dimensionierte Kanalisation so viel Raum einnimmt, dass für weitere Leitungen unter der Straße kein Platz bleibt. Mit den weiteren Energieversorgungsunternehmen für Strom, Telefon und Breitband ist die Stadtverwaltung in Gesprächen, um zu klären, ob diese die Gelegenheit der Tiefbauarbeiten nutzen werden, um eine Erdverkabelung zu verlegen.
Kleinere Bauabschnitte sollen die Beeinträchtigung gering halten
Der Bauzeitenplan für das Tiefbauprojekt wurde in enger Abstimmung mit den Planern zum Neubau des Rathauses entwickelt, damit das Baufeld für die Baustelleneinrichtung und die Hochbauarbeiten nicht behindert wird. Außerdem wurde darauf geachtet, die Maßnahme in kleinere Bauabschnitte zu unterteilen, damit nach dem Verlegen der neuen Kanäle und Leitungen die Gräben schnellstmöglich wieder geschlossen werden können und der Straßenabschnitt wieder befahrbar ist. So sollen die Beeinträchtigungen für die Verkehrsteilnehmer:innen und vor allem auch für die Anwohner:innen so gering wie möglich gehalten werden.
Bauablauf in vier Bauabschnitten
Die Baumaßnahme wird im Süden an der Murrbrücke beginnen und sich dann in mehreren Bauabschnitten in der Badtorstraße Richtung Marktstraße vorarbeiten. Im Bereich des Marktplatzes, wo die Badtorstraße und die Marktstraße später in die Neugestaltung des Marktplatzes einbezogen werden, sollen die Fahrbahnbereiche nur provisorisch geschlossen, in den anderen Bereichen gleich wieder komplett hergestellt werden. Zuletzt wird ein Bereich vor der Murrbrücke aufgegraben, um auch dort ein größeres Rohrsystem verlegen zu können. Außerdem muss das dort bestehende Regenüberlaufbecken mit dem Beckenüberlauf technisch an die neuen Anforderungen angepasst werden.
Zeitlicher Ablauf
Die Tiefbaumaßnahme unterteilt sich in diese vier Bau- und Zeitabschnitte:
- Murrbrücke bis Badtorstraße: Mai bis September 2025
- Badtorstraße bis Marktplatz: Mai 2025 bis Januar 2026
- Marktplatz bis Marktstraße: Februar bis Mai 2026
- Bereich vor der Murrbrücke: ab Mai 2026 (abhängig von Genehmigungen)
Kosten und Finanzierung
Die Gesamtkosten für die Kanalbauarbeiten zur Verbesserung des Starkregenschutzes belaufen sich auf etwa 3,45 Millionen Euro. Für den Trinkwasser- und Gasleitungsbau sind zusätzliche 580.000 Euro vorgesehen. Die Finanzierung verteilt sich auf die Haushaltsjahre 2024 bis 2026.
Verkehrsbehinderungen und Informationen
Die Badtorstraße wird während der Arbeiten abschnittsweise voll gesperrt. Während der Arbeiten im Bereich der Marktstraße muss diese in Teilen auch für den überörtlichen Durchfahrtsverkehr vollständig gesperrt werden. Eine Umleitungsstrecke außerorts wird hierfür in Absprache mit der Verkehrsbehörde beim Landratsamt eingerichtet. Der Anliegerverkehr kann innerörtlich auf verfügbaren Ortsstraßen umgelenkt werden. Anwohner:innen und die Steinheimer Bürger:innen erhalten hierzu entsprechende Informationen in den bekannten lokalen Medien.
Außerdem ist eine Informationsveranstaltung für betroffene Anwohner:innen und Gewerbetreibende geplant, um den Bauablauf transparent zu erläutern und sich über mögliche Maßnahmen auszutauschen, wie die zu erwartenden Beeinträchtigungen so gering wie möglich gehalten werden können.
Mit diesem umfangreichen Tiefbauvorhaben sichert Steinheim nicht nur die Funktionalität des neuen Rathauses, sondern schützt auch nachhaltig die Innenstadt vor Starkregenereignissen und modernisiert gleichzeitig die Infrastruktur der Stadt.