Steinheim prüft Alternative zum Neubau des Rathauses
icon.crdate15.03.2024
Bereits seit Jahresbeginn wird nach einer Alternative für den Neubau gesucht
Steinheim prüft Alternative zum Neubau des Rathauses
Steinheim braucht aus mehreren Gründen einen neuen Verwaltungssitz: Das 1580 erbaute Rathaus ist dringend sanierungsbedürftig und bietet seit vielen Jahren zu wenig Platz. Die rund 65 Verwaltungsmitarbeitenden sind aktuell auf vier Standorte verteilt, Bürgerinnen und Bürger haben also unter Umständen vier verschiedene Anlaufstellen für ihre Anliegen. „Wir brauchen einen zentralen Ort für die Bürgerschaft und für Gäste von außerhalb“, sagt Bürgermeister Thomas Winterhalter. Die räumliche Trennung erschwert die enge Zusammenarbeit, dabei ist diese gerade in Verwaltungsangelegenheiten von großer Bedeutung. Zudem kann in dem über 400 Jahre alten Gebäude nur erschwert eine zeitgemäße digitale wie räumliche Infrastruktur geschaffen werden. Das alte Rathaus ist darüber hinaus auch nicht barrierefrei. Bis Ende 2026 sollten aus baulichen und denkmalschutzrechtlichen Gründen auf jeden Fall neue Räume für die Verwaltung geschaffen sein, um das alte Rathaus denkmalgerecht sanieren zu können. „Zeitgemäße Arbeitsplätze sind außerdem ein wichtiger Aspekt, um Mitarbeitende zu halten und neue Arbeitskräfte zu gewinnen“, sagt Winterhalter. „Es ist nicht verwerflich, wenn die Stadt als Arbeitgeber von 280 Menschen ein neues Verwaltungsgebäude plant, das den heutigen Standards von Kommunen in einer vergleichbaren Größe entspricht.“
Bereits seit Jahresbeginn wird nach einer Alternative für den Neubau gesucht
Geplant wird seit Jahren, doch da weite Teile des Stadtkerns denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen unterliegen, ist das Thema extrem komplex. „Wir sprechen seit vielen Monaten in den öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates über einen Neubau, der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs wurde beispielsweise im Bürgersaal öffentlich ausgestellt“, sagt Winterhalter.
Eine erste Kostenschätzung ergab, dass die Baukosten für das neue Rathaus und das zugehörige Areal während der zweijährigen Planungszeit erheblich gestiegen sind – von ursprünglich im Jahr 2022 angenommenen 18 Millionen Euro auf rund 28 Millionen. Bereits im Januar 2024 begann die Stadtverwaltung Steinheim deshalb mit der Suche nach einer möglichen Alternative zum Neubau des Rathauses. Nun liegt das Ergebnis der Anfang des Jahres in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie vor: Der Gebäudekomplex in der Ludwigsburger Straße 2 – 4 könnte eine Alternative zum Neubau des Verwaltungssitzes auf dem Marktplatz gegenüber dem historischen Rathaus sein. In dem Gebäude sind derzeit der Textileinzelhändler NKD, die Deutsche Post, ein Versicherungsbüro, das Steinheimer Lädle sowie Teile der Verwaltung untergebracht. Errichtet wurde es in den 1960er Jahren als Kaufhaus Groß. Für die bedarfsgerechte Sanierung als möglicher neuer Verwaltungssitz werden aktuell die genauen Kosten ermittelt.
Sanierung statt Neubau: Das alte Kaufhaus Groß als Rathaus
Nötig wäre neben der Sanierung der Bausubstanz und neuer Raumaufteilung eine teilweise Aufstockung des Gebäudes. Außerdem müsste ein weiterer Aufzug eingebaut werden, um die gesetzlich vorgeschriebene Barrierefreiheit für öffentliche Gebäude herzustellen. „Es gehört Mut dazu, ein laufendes Projekt zu hinterfragen und erneut auf den Prüfstand zu stellen, aber wir haben mit Bekanntwerden der Kosten zu Jahresbeginn sofort gehandelt und uns nochmals nach Alternativen umgesehen“, sagt Bürgermeister Thomas Winterhalter. Die Kosten für den Neubau sind im Haushalt 2024 eingeplant. Es gibt aber weder einen finalen Baubeschluss für das neue Rathaus, noch einen Beschluss für das Sanierungskonzept. In der weiteren Abwägung werden auch Alternativen für die bisherigen Nutzer des alten Kaufhauses Groß, wie beispielsweise das Steinheimer Lädle, gesucht.
Die Abwägung Neubau oder Sanierung ist kompliziert
Wichtig ist nun, die Kosten für Sanierung und Neubau vergleichbar zu machen: In den für den Neubau veranschlagten 28 Millionen ist nicht nur das neue Gebäude enthalten. Knapp 15 Prozent der Summe entfallen beispielweise auf die Baufeldfreimachung, Außenanlagen sowie Straßen- und Platzarbeiten.
Entscheidet man sich für das Sanierungskonzept und gegen einen Neubau, gibt es nach wie vor keine neue städtebauliche Lösung für die Fläche rund um den Marktplatz. „Es geht ja nicht nur um das Rathaus, sondern auch um die lange aufgeschobene Neugestaltung der Innenstadt. Die ist in weiten Teilen eine denkmalgeschützte Gesamtanlage, das bringt erhebliche Auflagen und Hürden mit sich.“ Bei den laufenden Voruntersuchungen kam etliches ans Licht, was nicht vorhersehbar war. „Hier spielen Themen wie Baugrundbeschaffenheit, Verdachtsflächen von Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg oder das Artenschutzrecht eine Rolle – was nicht untersucht wird, kennen wir nicht. Deshalb erfordert jedes Bauvorhaben vorbereitende Maßnahmen wie beispielsweise die aktuell laufenden Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege“, sagt Winterhalter. Gebäude, die bereits abgebrochen werden, wie etwa im Brunnenweg, oder auch am Marktplatz hätten unabhängig vom Rathausneubau kernsaniert werden müssen. Sie sind zum Teil von Schimmel befallen und seit langem abgängig.
Am Sanierungskonzept wird seit Monaten gearbeitet
Grundlage des fundierten Sanierungskonzepts inklusive Machbarkeitsstudie sind neben Erkenntnissen aus dem Sanierungskonzept für die Innenstadt unter anderem ein Raumkonzept, für das die Mitarbeitenden der Verwaltung schon im Jahr 2022 befragt und die Richtlinien der Arbeitsstättenverordnung sowie die Brandschutzverordnungen berücksichtigt wurden. Erstellt wurde die Machbarkeitsstudie vom Planungsbüro Sutter³ in einem mehrmonatigen Prozess. Die Planer sind bestens mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut, da sie auch mit dem Sanierungs- und Entwicklungskonzept der Steinheimer Innenstadt beauftragt sind.
Im Rahmen einer Klausurtagung haben sich der Gemeinderat und die Verwaltung darauf verständigt, dass beide Projekte – Neubau und Sanierung – in den nächsten Wochen weiter differenziert untersucht und auf Einsparpotentiale hin geprüft werden umso zu einer bestmöglichen Lösung für Steinheim zu kommen.